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Gewalt ist mehr, als du denkst.


Nicht Du schon wieder!

Stell Dich nicht so an!

Sonst setzt es was!

Wenn du jetzt nicht schläfts dann knallt es!

Hör auf zu heulen!


Du machst alles falsch!

Kommt Ihnen einer dieser Sätze bekannt vor?

Wir alle haben eine recht klare Vorstellung, was körperliche Gewalt ist. Ein Kind zu verprügeln, war zu früheren Zeiten üblich, heute ist das für uns unvorstellbar. Die berühmte Ohrfeige, der sogenannte „Klaps auf den Po“ werden dagegen noch praktiziert und als „da ist mir die Hand ausgerutscht“ verharmlost. Immerhin: Das schlechte Gewissen meldet sich. Für die oben genannte Sätze, für psychische Gewalt gibt es allerdings kaum ein Bewusstsein. Dabei sind herabwürdigende Erziehungshandlungen, demütigende Äußerungen und Anschreien auch Gewalthandlungen gegen Kinder mit massiven Langzeitfolgen.

Psychische Gewalt meint also ein Verhalten aufseiten der Erwachsenen, das dem Kind gegenüber eine feindliche oder abweisende Haltung zum Ausdruck bringt. Die psychologischen Grundbedürfnisse des Kindes werden nicht erfüllt und es wird vermittelt: Du bist wertlos, ungeliebt und unerwünscht. Da psychische Gewalt keine körperlich sichtbaren Spuren hinterlässt, ist sie viel schwerer feststellbar.

Kinder zu verängstigen, zu verschrecken, zu beschämen und einzuschüchtern kann zu schwerwiegenden Folgen in ihrer Entwicklung führen, genauso als wären sie misshandelt worden. Viele Kinder leiden bis ins Erwachsenenalter unter psychischen Belastungen und Beziehungsstörungen. So hat das Universitätsklinikum Ulm in seiner Studie zum elterlichen Erziehungsverhalten aufgezeigt, dass Kinder, die von psychischer Gewalt betroffen waren, häufig Angststörungen oder psychosomatische Störungen ausbilden.

Für die oben genannten Sätze und andere Formen psychischer Gewalt gibt es allerdings kaum ein Bewusstsein!


Seit 23 Jahren ist in Deutschland der 30. April der Tag der gewaltfreien Erziehung. Der Kinderschutzbund Bonn und WOKI – Dein Kino in Bonn wollen für das wichtige Thema gemeinsam sensibilisieren und zeigen vom 26.04. bis zum 07.05.2024 einen Kinospot vom Kinderschutzbund zu diesem Thema. Darin geht es um die die Langzeitfolgen von psychischer Gewalt in der Kindheit


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Für Kinder und Jugendlich wäre es eine Verbesserung, wenn die Arten und Folgen von psychischer Gewalt in unserer Gesellschaft besser bekannt wären und stärker verurteilt würden.

Die wenigsten Eltern wollen ihren Kindern schaden, sondern sind gestresst und unter Druck. Um den Familienalltag spannungsärmer zu gestalten, gibt es Kurse für Eltern, zum Beispiel den Kurs Starke Eltern Starke Kinder beim Kinderschutzbund Bonn. Eltern lernen hie gesunde Strategien, um die unterschiedlichen Interessen in der Familie auszugleichen und auch, wie sie für sich selbst im Alltag sorgen können.

Hilfe finden Betroffene beim Kinder- und Jugendtelefon: kostenfrei und anonym unter 116 111 montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr.

Gewalt ist mehr, als du denkst.

Was ist psychische Gewalt?


Kinder werden gedemütigt oder verletzt.

„Du machst alles falsch!“

„Aus dir wird nie was!“


Kinder dürfen ihre Freundinnen und Freunde nicht treffen, sondern werden zu Hause isoliert.

„Du hast 2 Wochen Hausarrest!“


Das Kind ist extremem Leistungsdruck ausgesetzt.

„Wenn diese Zwei nicht wäre, hättest du ein Einser-Zeugnis. Das brauchst du auch, wenn du Ärztin werden möchtest.“


Kinder werden Zeugen elterlicher Partnergewalt, auch ohne selbst direkt Misshandlungen zu erleben.

„Mama und Papa haben sich angeschrien und ich hatte so Angst, dass Papa Mama wieder schlägt.“


Kindern wird ständig mit dem Verlassen, Körperschädigungen oder anderen üblen Folgen gedroht.

„Wenn du nicht mitkommst, dann gehe ich ohne dich!“

„Gleich setzt es was!“


An Kinder werden dauernd übertriebene Anforderungen gestellt, die das Kind überfordern.

„In einer halben Stunde muss die Küche tipp-topp aussehen. Sonst darfst du deine Serie nicht gucken.“


Das Kind wird angeschwiegen, mit ihm wird dauerhaft nicht geredet oder wird nicht angeschaut.

„Ich wollte Mama etwas fragen, aber sie war immer noch sauer und hat so getan, als wäre ich gar nicht da.“

Welche Folgen hat psychische Gewalt?

Kinder, die psychische Gewalt erlebt haben, fühlen sich häufig wert- und hilflos, sie trauen sich selbst weniger zu und erlangen dadurch ein geringes Selbstwertgefühl.
Manche Kinder übernehmen das Verhalten der gewaltausübenden Elternteile. Sie beleidigen und bedrohen dann andere Kinder.
Schulkinder fühlen sich gestresst, sie können kaum konzentriert lernen, was sich oft in schlechten Leistungen niederschlägt.
Jugendliche scheitern in vielen Fällen beim Erwachsen werden. Es fällt ihren sehr schwer, stabile Bindungen und Beziehungen aufzubauen.
Nicht selten leiden Menschen, die emotionale Gewalt erfahren haben, im Erwachsenenalter unter Depressionen und Angstgefühlen. Sie sind oft weniger belastbar, stressanfällig und haben Schwierigkeiten, die Herausforderungen des Lebens zu meistern.

Wie geht es besser?

Versuchen sie in stressigen Momenten einmal durchzuatmen, lautlos bis 20 zu zählen oder auch kurz den Raum zu verlassen. Diese kurze Pause verhindert in der Regel eine Explosion oder unüberlegte Aussagen.

Informiere Sie sich über die Entwicklungsstufen des Kindes bzw. Jugendlichen. Wird der Wutanfall des Kleinkindes oder das maulige Gesicht des Teenagers als altersgerecht und notwendig verstanden, dann ist beides leichter auszuhalten.

Schaffen sie sich ihre eigenen Freiräumen. Zeit zum Lesen und Entspannen, für Sport oder das Zusammensein mit Freund*innen auch mal ohne Kind, sind kein Luxus, sondern notwendige Selbstfürsorge.

Um das eigene Verhalten zu verändern, ist es vor allem zentral, dass Eltern ihre eigene Kindheit und ihr Erziehungsverhalten reflektieren. Dies geht zum Bespiel in Gesprächen in der Partnerschaft oder mit Freund*innen. Dabei brauchen Eltern eine versöhnliche Haltung: Persönliche und gesellschaftliche Muster zu durchbrechen kostet Kraft und vor allem auch Zeit. Fehler machen ist menschlich. Eltern sollten nicht nur ihren Kindern gegenüber tolerant sein, sondern unbedingt auch sich selbst.  

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